KULTUR zwischen Macht und Herrschaft >>> New York 1970/80
Für den Bau von Schnellstrassen hin zu den wirtschaftlich florierenden Zentren New Yorks – wie dem Cross Bronx Expressway durch den Stadtplaner Robert Moses – wurden hier in den 50er und 60er Jahren ganze Wohnviertel abgerissen oder voneinander getrennt. Diese radikalen Maßnahmen verschärften die bereits bestehenden sozialräumlichen Bedarfslagen wie Armut, Regressionen und zwischenmenschliche Konflikte im migrantisch geprägten Agglomerationsgebiet besonders drastisch.
Dem für die Bewohner*innen alltäglichen Gefühl von Ausgrenzung und Unterdrückung, setzte die frühe HipHop-Kultur eine Möglichkeit entgegen sich öffentlichkeitswirksam zu positionieren, und sich die enteigneten Lebensräume zurückzuerobern. So wurden Strassen, Hinterhöfe, Spielplätze und andere verbliebene Freiräume inmitten der dichten Bebauung zu neuen Treffpunkten, informellen Markt-, Bildungs- und Verhandlungszentren für jedwede Bedarfe, die von Seiten der Politik unbearbeitet und unbeantwortet blieben. Den oftmals eskalativen Auseinandersetzungen um die verbliebenen Macht- und Handlungsräume, wurde über die neuen musikalisch-rhythmischen Dialogformate des HipHop ein kulturstiftendes Ausdruckswerk zur Bearbeitung ihrer Interessenskonflikte und zur Diskussion gesellschaftlicher und zwischenmenschlicher Kontroversen entgegengesetzt. Der ritualisierte Sprechgesang hatte in der afroamerikanischen Bewohner:innenschaft bereits seit Jahrhunderten einen demokratisierenden, kritisch-emanzipatorischen Ursprung. (siehe >>> Riots) In Verbindung mit den an Einfluss gewinnenden öffentlichen Medien mit der neuen Populärkultur der siebziger, nahm dieser mit dem „HipHop“ nun eine neue, innovative Form an.
Die dabei entstandenen performativen HipHop-Genre – Rap, B-Boying, DeJaying und später die Streetart – tragen zwar bis heute das stigmatisierende Image ihrer urbanen Wurzeln mit sich. Und doch ist es ein nicht zu wiederlegendes Phänomen, dass sich daraus die heute weltweit am stärksten vertretene Kulturbewegung emanzipierte, die schon längst auf die klassischen „Hochkulturen“ einen entscheidenen Einfluss genommen hat.
Bildquelle: https://www.hiphopintegration.com/history-of-hip-hop
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