FORMATE

Da wir in einem Projekt unterschiedliche Menschen ansprechen, arbeiten wir auch mit verschiedenen Beteiligungsformaten. Jedes dieser Formate entsteht im Austausch mit den jeweiligen Adressat:innen, um deren Interessen wirksam in die Gestaltung einfliessen zu lassen. Bei der Umsetzung öffnen wir die Aktivitäten für weitere Interessierte, und greifen dazu auf ein transdisziplinäres Methodenrepertoire zurück – z.B. aus der Soziokultur, Kunst, politischen Bildung, Medienpädagogik, dem Peertraining, Design, der Sozialraumarbeit, Ethnographie, Bürger:innenbeteiligung und dem Community Organizing. Während einige Aktivitäten sehr speziell auf einen bestimmten Projektkontext abgestimmt wurden, treten andere öfters in Erscheinung – ggf. mit projektbezogenen Anpassungen… Im Laufe der Jahre sind auf diese Weise ein paar sehr individuelle, wiedererkennbare „AGORA-Formate“ entstanden. Ein paar davon, möchten wir Euch hier vorstellen…

EINANDER BEGEGNEN >>> 

OFFENE BÜHNE: AGORACYPHER >>> Die Agoracypher unterscheidet sich von der ursprünglichen HipHop-Cypher darin, dass über projektbezogenen Themen gefreestyled wird. Das können aktuelle globale Themen sein – aber auch ein lebensweltbedingter, erzählerischer Erfahrungsaustausch. Die Cypher ist dabei ein interaktiv-musikalisches Dialogformat, dass nicht nur auf ein bestimmtes Genre festgelegt ist. Es kann gerapped, gesungen oder getanzt werden. Nicht nur die Musiker*innen interagieren miteinander – auch das Publikum gestaltet über Zurufe, Klatschen oder Adlips die Improvisation mit. – Es erinnert leicht an ein „Fishbowlformat“ aus der Bürger:innenbeteiligung.

PORTRAITREIHE: CLOSE-UP >>> Über die Mitwirkung an der wachsenden Nahportraitserie, treten wir mit den Bewohner:innen eines neu zu erschliessenden Stadtgebietes in Kontakt. Neben der fotografischen Arbeit, können die Teilnehmenden in biografischen oder themenfokussierten Interviews ihre Erfahrungen, Perspektiven und Erlebnisse beitragen. Die als Lichtprojektionen in Schaufenstern installierte Ausstellung bewegt sich von Ort zu Ort, um den Geschichten und Themen der Bewohner:innen Aufmerksamkeit zu verleihen. Gleichzeitig wird dabei die Vielheit der Nachbarschaften und ihrer Communities widergespiegelt. – Die Serie umfasst bis dato rund dreihundert Portraits.

KULTURKÜCHE >>> „Kultur beginnt beim Essen“, schrieb der Kulturwissenschaftler Heiner Mühlmann einst. – In der Kulturküche kommt man aus genau diesem Grund zusammen… um gemeinsam zu kochen, die gemeinsame Zeit zu genießen, und sich kennenzulernen, Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu finden… Je nach Projektkontext findet die Kulturküche dabei punktuell oder regelmäßig statt. Es können Impulsgeber und Gastköche eingeladen werden, um über das gemeinsame Essen eine Augenhöhe zur Näherung an kontroverse und komplexe Themen zu ermöglichen – aber das ist zweitrangig dabei… Es entsteht was entsteht.

VONEINANDER LERNEN >>> 

WORKSHOPS / PEER COACHING >>> Unsere Bildungsangebote werden kultursensibel und machtkritisch gestaltet – ausgehend von den Bedarfen und Wünschen der Adressat:innen. Der Konzeption von Bildungsangeboten, geht deshalb in der Regel eine Zeit des Kennenlernens voraus, um wirklich einschätzen zu können, welcher Input auch gewollt ist. Bewährt hat sich für uns in den letzten Jahren der Peeransatz, bei dem zunächst einer kleineren, interessierten Gruppe relevantes Wissen über Expert:innen vermittelt wird. Diese werden dann zu Botschafter:innen der Inhalte an Gleichgesinnte. Auf diese Weise wird bei der Vermittlung die Augenhöhe gewahrt.

AGORAGRAPHIE >>> Die Teilnehmenden erkunden ihren Stadtteil, dokumentieren, und treten mit den Menschen in ihrer Umgebung in Kontakt. Sie eignen sich dabei ihre Nachbarschaft als Entdecker:innen, Forscher:innen, Reporter:innen neu an, und vermitteln uns ihre Erkenntnisse über dokumentierende Medien. Die Teilnehmenden wählen dabei selbst ihre Werkzeuge, Narrative und Themen. Im anschliessenden reflexiven Dialog entstehen daraus Ausstellungen, Zeitungsberichte oder Filmbeiträge. Die methodischen Ansätze dazu finden wir in der performativen Ethnografie und der partizipativen Sozialraumforschung. 

DIALOG: AGORA MEETS >>> Schon seit den frühesten Aktivitäten der Agora, legten wir Wert auf nachhaltigen Transfer unserer Aktivitäten, im direkten Austausch mit Expert:innen verschiedener Fachdisziplinen, wie Akteure der Stadtentwicklung oder Vertreter:innen aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft oder Forschung. Das Ziel dabei ist es intersektionale Zugangsbarrieren abzubauen, und andererseits denFragen und Anliegen der Teilnehmenden im direkten Austausch Gehör in bestehenden Strukturen zu verschaffen. Die dabei eingesetzten Methoden und Formate variieren – abhängig von Inhalt und Kontext.

MITEINANDER HANDELN >>> 

AGORASTUDIO >>> Weltweit hat Graffiti innerhalb unserer konfliktgeladenen Gesellschaft eine umstrittene Position. Für die einen ist es ein farbenfrohes, emanzipatorisch wirksames Kommunikationsmedium im öffentlichen Raum. Für die anderen stellt es nur ein öffentliches Ärgernis dar, das einerseits eine Gefahr zur Verbreitung populistischer Ideologien birgt, und andererseits einen niedrigschwelligen Einstieg in dauerkriminelle Laufbahnen ermöglicht. – Inmitten dieses Diskurses versuchen wir im Agorastudio mit allen jeweils Beteiligten gemeinwirksame Lösungen zu finden. Die Verhandlung ist Teil des Gestaltungsprozesses, und das Ergebnis Ausdruck des gefundenen Konsent.

RAUM:WERK:STADT >>> Bei der interventiven Arbeit im Stadtraum, und die beteiligungsorientierte Gestaltung physischer Räume zugunsten gemeinwohlorientierter Zwecke, verlangt den beteiligten Engagierten, Entscheidungsträgen und Projektpartner:innen – s.g. „Stadtmacher:innen“ – fast immer ein hohes Maß an Geduld, Kommunikationskompetenz und Kontroversitätsbewusstsein ab. Wir versuchen diese Entwicklungsprozesse stets katalytisch zu nutzen, um bestehende Strukturen nachhaltig für die Bedarfe der Bürger:innen zu öffnen, und um Machtgefälle innerhalb unserer Demokratie auf der lokalen und gesellschaftswirksamen Ebene abzubauen.

KOLABO SESSIONS >>> Aktuelle Konflikte und politische Entscheidungen – seien diese auf globaler oder lokaler Ebene wirksam – polarisieren stets die Gemüter innerhalb unserer pluralistischen Gesellschaft. Mit den koproduktiven – von diversen Musiker:innen gestalteten – Kolabo-Produktionen, setzen wir künstlerisch-öffentliche Gestaltungsmedien ein, um für die Auswirkungen der Geschehnisse im Alltag der Menschen, oder für kontroverse Perspektiven innerhalb der Bürgerschaft zu sensibilisieren. – Seit dem Beginn unserer Arbeit sind bereits mehrere Kolabo-Tracks entstanden, z.B. zur Kommunalwahl 2020, Bundestagswahl 2021, oder zum Nahostkonflikt 2023.