01
Mai

Transformationen?! >>> Wuppertal 2020

Ich erinnere mich an eine von den zahlreichen monotonen Reportagen. Etwas, über ein neues Virus in China wurde berichtet. Ich erinnere mich an diese Zahlen, wo das komische Wort „Corona“ erschien. Diese vorbeilaufenden Zahlen in meinem Newsfeed. Man macht so ein imaginäres Häkchen im Kopf in solchen Fällen, was so viel bedeutet wie…

Zur Kenntnis genommen.

In der Zwischenzeit wurde es weiter berichtet, darüber das die Städte in China in Karantäne gesperrt wurden… darüber, wie viele schon gestorben sind… und wie viele neu infiziert wurden. Man sah die leeren Strassen irgendwo weit entfernt in China… verzweifelte Augen… und Menschen hinter den Masken auf dem Bildschirm des Smartphones. Aber immer wieder nur…

Zur Kenntnis genommen.

Mein Alltag riss mich aus jeglichen Überlegungen über dieses Virus und seinen Folgen raus, und alles was ich getan habe, ist nur dieses Häkchen. Dann lebte ich mein alltägliches Leben weiter… mein Leben mit der Schule, Klausuren, Freunde, Familie… mein Leben, wo es keinen Raum für Corona gab. – Die Zahlen von Verstorbenen, Infizierten, wuchsen jeden Tag. Das waren aber nur Zahlen und Ziffern auf dem Smartphone-Bildschirm, die langsam ausgingen, oder plötzlich verschwunden sind, als ich seufzend die Austaste gedrückt habe. Irgendwann erschien auch „Italien“ in den Schlagzeilen, mit Corona zusammen. Bald teilte man Memes oder hörte Witze über Corona… solange wie das Virus uns nicht eingeholt hat.

Und dann fing es an…

 

Die Schulen in unserer Stadt wurden geschlossen, die Bars, Restaurants, Freizeitanlagen – alles! Bis jetzt schien alles irreal zu sein. Es ist ja irgendwo weit entfernt. Man ist sich den Problemen nicht bewusst, bis man vor eigenen Augen nichts passieren sieht. Bis Dein eigener Alltag auf den Kopf gestellt wird. Alle Ärzte und Wissenschaftler auf der ganzen Welt, arbeiten nun sehr fleißig. Alle Politiker versuchen das Problem zu lösen, und unternehmen Maßnahmen, um die Krise zu überwinden… […]

Vielleicht lernen wir endlich von den Problemen der anderen nicht wegzuschauen… und einfach „Zur Kenntnis zu nehmen“. Vielleicht erringt gesunder Menschenverstand endlich den Sieg, und wir erkennen, das wir alle – JEDER MENSCH – dieselben Bedürfnisse und Wünsche hat… Klingt sehr utopisch… Aber ohne Wünschen hätten wir auch keine Fortschritte machen können… Und was bleibt denn jetzt in der Coronakrise übrig, ohne träumen? Es ist ja sowieso langweilig…

Jetzt scheint die Sonne, und es zwitschern Vögel hinter meinem Fenster. Die Natur jubelt; Die Menschen… die „Parasiten dieser Erde“, so scheint es… haben sich in ihren Häusern eingesperrt, und tuen ihr keinen Schaden mehr an. Zumindest seit ein paar Wochen. Tatsächlich wurde die Luft bemerkbar sauberer seit der Karantäne. Die Coronakrise veranschaulicht dieses Umwelt-Dilemma sehr gut: Entweder Wirtschaft, oder die Natur? Der Umwelt geht es in diesen Zeiten viel besser, während die Wirtschaft in den Abgrund getrieben wird. Aber trotzdem…

Ich will von ganzem Herzen daran glauben, dass es kein Dilemma gibt, und wir es schaffen… Das es uns gelingt, unseren tollwütigen Lebensrhythmus und unser Konsumverhalten etwas zu bremsen… und unsere Wirtschaftsprinzipien zu ändern. Ich denke die Coronakrise hat uns gut zeigen können, dass wir auf viele Dinge sehr gut verzichten können, und nur mit den nötigsten Lebensmitteln und Produkten sehr gut zurechtkommen…

 

Warum rede ich jetzt überhaupt über diese Sachen, wenn wir hier ein größeres Problem gerade haben? Coronakrise, Umweltverschmutzung, Kriege im Nahen Osten, Konflikte und Hunger auf der anderen Erdhalbkugel… alles so irreal und weit entfernt..

So wie die Coronakrise vor ein paar Monaten…

 

Valeria, Corona Diaries 67, 2020 >>> Medienprojekt Wuppertal