IN UNSERER NACHBARSCHAFT 03

Der Kiosk –

Text von Kamar und Fatima

 

 

Jeder kennt ihn in Wichlinghausen: Den Kiosk der Familie Bozean an der Ecke Wichlinghauserstraße/Breslauerstraße. Hier kaufen Kinder und Jugendliche Ihre Süßigkeiten und Getränke, die Erwachsenen Tabak und Zeitschriften.

Auch Kleinigkeiten für den alltäglichen Bedarf befinden sich im hinteren Teil des Kiosks. Milch, Kaffee, Brot und andere Lebensmittel, die einem plötzlich ausgegangen sind, kann man mal eben schnell hier einkaufen, wenn die anderen Geschäfte und Supermärkte schon längst geschlossen haben oder einem der Weg dorthin gerade zu weit ist.

Gülden Bozean liebt ihren Job als Kioskverkäuferin und teilt sich die tägliche Arbeit mit ihrem Mann.  –

Kennengelernt haben sich die beiden in der Türkei. Dort wurden sie von ihren Familien einander vorgestellt und haben sich dann ineinander verliebt. Da ihr Mann zu dieser Zeit schon in Deutschland lebte, ist sie ihm natürlich gefolgt und wohnt seit mittlerweile 16 Jahren hier in Wuppertal. Komplett machte das Glück die Geburt der

beiden Töchter, die mittlerweile 10 und 13 Jahre alt sind. Obwohl die Familie in Heckinghausen lebt, sind sie natürlich ein fester Bestandteil unseres Quartiers hier in Wichlinghausen. Außerdem gehen die Kinder der Familie Bozean hier zur Schule. – Gülden nimmt daher das Viertel aus unterschiedlichen Perspektiven wahr und sieht viele Dinge sehr kritisch. Alkohol und Drogen sind ein offensichtliches Problem. Gerade bei Kindern und Jugendlichen, die auch in ihrem Kiosk klauen, macht sie sich große Sorgen…

Dreimal ist schon eingebrochen worden und einmal kam es auch zu Handgreiflichkeiten mit einem Ladendieb, der laut Gerüchten in der Nachbarschaft auch Mitglied der berüchtigten Gucci-Bande sein soll. Besonders erschrocken hat sie, dass keiner geholfen hat, als ihr Mann von dem Dieb niedergeschlagen wurde und geflüchtet ist. Seitdem überwachen sie ihren Kiosk mit Kameras, damit die Abschreckung größer ist und man einen Diebstahl besser beweisen kann.

Oft werden leichtgläubige und kleinere Kinder von älteren Jugendlichen vorgeschickt, da diese genau wissen, dass die Polizei erst ab einem Alter von 14 Jahren tatsächlich etwas unternehmen kann;

Aus diesem Grund sucht Gülden Bozean auch hin und wieder das Gespräch mit den Leitungen der nahegelegenen Schulen, damit diese reagieren können und die Probleme dann wiederum mit den Eltern der Schüler besprechen. Aufklärung und Kommunikation sollen helfen, dass sich nicht so viele Kinder zum Diebstahl, Alkohol- oder Drogenkonsum verführen lassen. So hat Gülden selbst nie geraucht und rät sehr davon ab, obwohl sie selbst Tabakwaren verkauft. –

 

Gülden Bozean wünscht sich sehr, dass die Kinder und Jugendlichen noch mehr gefördert und aufgeklärt werden: „Die Kinder sind unsere Zukunft.“

Gülden lässt keinen Zweifel daran, dass für sie und ihre Familie hier in Deutschland auch die Zukunft liegt. Denn trotz des oftmals schlechten Wetters in Deutschland gibt es eine ganz wichtige Tatsache für sie:

„Hier in Deutschland sind alle Menschen gleich! Die Frauen haben die gleichen Rechte. Das ist in der Türkei nicht selbstverständlich. Und ich habe zwei Töchter. Ich will, dass sie gleichberechtigt aufwachsen und ihr Leben nach ihren Wünschen gestalten können!“.

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