CLOSE:UP_ Portrait der Nachbarschaften

Partizipation & Vielfalt

 

 

 

„Go to the District, get the feeling and become acquainted with people.“ ..;

Diese „einfach“ erscheinende Aufgabe übertrug Robert E. Park seinen Soziologiestudenten bereits im Chicago der 20er Jahre. Die Beweggründe haben sich dabei im Vergleich zu heute kaum verändert… wenngleich jedoch die räumlichen Kontexte und Praxisfelder dabei heute weit über jenen wissenschaftlichen Ursprung hinausreichen;

Die Digitalisierung, Globalisierung, Politisierung der Märkte, Migrationen und Krisen, schaffen heute weltweit neue Erschließungsbedarfe – z.B im Bereichen der Bildung, der Wirtschaft oder Stadtentwicklung. Gleichzeitig jedoch entstehen auch ganz neue Anforderungen und Bedarfe hinsichtlich der eigenen Lebensweltgestaltung für den Einzelnen, die Partizipation und das Miteinander im Kontext unserer Nachbarschaftskulturen. Denn auch wenn es heute niemandem mehr befremdlich vorkommen sollte, im eigenen Wohnviertel Menschen aus verschiedenen Nationen, Altersgruppen und sozialen Kontexten zu begegnen, so wissen wir doch oft nur wenig über unsere Nachbarn; Es fehlt an Kontakt- und Dialogmöglichkeiten, um Gemeinsamkeiten zu finden und sich diesen zu nähern.

Die Kunst- und Soziokulturbereiche schaffen hier bereits wirksame Impuls- und Interventionsräume, die dem entgegenwirken und helfen das für uns „Unbekannte“ zu entfremden. Doch es sind nicht nur die Künstler, Forscher und Kulturschaffende, die nach Park in der Verantwortung stehen… „In das Quartier zu gehen und die Menschen kennenzulernen“ ist der Anstoß für einen offenen Aneignungs- und Bildungsprozess, an dem jeder mitwirken kann. Es erfordert, dass wir dabei bereit werden die eigene Save-Zone zu verlassen und uns in die aufgeschlossene Haltung eines (Kennen)Lernenden zu versetzen; Denn nur so gewinnen wir dadurch die Chance die vorhandenen Potenziale und das Engagement in der eigenen Nachbarschaft zu erleben und zu verstehen.

Wir erleben die Vielfalt unserer Nachbarschaft nicht mehr im Vorbeistreifen auf der Strasse, sondern werden Teil davon – finden Gemeinsamkeiten, begreifen die Unterschiede nicht nur zu tolerieren, sondern sie als Teil unserer gesellschaftlichen Zukunft zu wertschätzen. Wir erhalten die Chance in den Dialog zu treten, voneinander zu lernen, Wissen und Ressourcen zu teilen, teilzuhaben, mitzugestalten… und daran zu wachsen.

So entspricht die Forschungsaufgabe Parks vielmehr einem ursprünglichen Leitbild… der platonischen Akademie, in der miteinander gelebt, gearbeitet, gefeiert wird… in der jeder Lernender und Lehrender zugleich ist;  … eine „Akademie der Nachbarschaften“.

Begegnungen & Dialoge

 

 

Im Herbst 2019 begegneten sich Fatima (18 J.) aus Spanien, Saad (29J.) aus Syrien, Pauline (16J.), aus Guinnea und Abdul (20J.) aus Iran zum ersten mal… Im Rahmen des Projektes „Biografische Ateliers“ – ein Kooperationsprojekt mit dem IB Jugendmigrationsdienst – sprachen sie über ihre Migrationsgeschichte, ihre Ankunft und ihr neues Leben hier in Deutschland – und im Stadtteil Oberbarmen.

Gemeinsam mit den Projektbegleitern Karla Spennrath (Koordination), Jens Grossmann (Fotograf) und Marie-Luise Barkhoff (Coach), entwickelten sie die Idee und das Konzept für eine szenische Portraitserie und Ausstellung im Stadtraum, die in den kommenden Jahren weiter wachsen sollte…

Da sich die jungen Menschen vorher nicht kannten, begannen wir mit narrativen Interviews nach Methoden aus der Ethnografie und der sozialen Arbeit, wodurch jede*r die Möglichkeit erhielt seine persönliche Geschichte zu erzählen, und seine Vorstellung über die Zukunft und das Zusammenleben in Deutschland zu teilen. Sie alle berichteten dabei auch von Situationen, in denen sie mit kulturellen Unterschiedenen im Alltag konfrontiert werden – teilten dabei jedoch gleichsam die Erfahrung

über Momente der transkulturellen Vermischung, und die Chancen des interkulturellen Austausches. Verbindend entstand der Wunsch danach, auch ihre Nachbarschaft an ihrer Begegnung und den daraus gewonnenen Erlebnissen teilhaben zu lassen; So entstand die Idee zu einer Portraitserie, die als Lichtprojektionen in Schaufenstern durch den Stadtteil wandern sollte; Eine Begegnung und ein visueller Dialog mit der Diversität und zugleich Einigkeit der Menschen in der eigenen Nachbarschaft.

Familie & Community

 

 

Über Paulines Familie hatten wir kurz darauf die Möglichkeit einen tieferen Einblick in die guineanische Kultur zu erhalten. Mit Dankbarkeit begleiteten wir den von ihnen neu gegründeten Verein „Dunua e.V.“ bei der gemeinsamen Leitbildfindung und Entwicklung erster Programmelemente für die Öffnung zur Nachbarschaft. –

Um zunächst die traditionellen Bräuche und Besonderheiten besser kennenzulernen, organisierten wir ein gemeinsames „Sonntagsfest“, bei dem im kleinen Kreis gesungen, getanzt, gemalt und gekocht wurde. Im Rahmen der parallel stattfindenden Werkstätten und moderierten Gruppengespräche, entwickelten sich Freundschaften und gemeinsame Zukunftspläne…

Um uns die reiche Kultur der Soussus zu vermitteln, wurde ein „Erzähler“ eingebunden; Die Geschichten und Fabeln der Community werden in seiner Familie von Generation zu Generation – mündlich und in musikalischer Form – weitergegeben. Die Familien der Erzähler sind sehr hoch angesehen, denn sie erhalten die identitären Rituale und Werte für die jüngeren Generationen. Genauso werden die Älteren durch ihre Erfahrungswelt geschätzt . Im Zentrum stehen dabei stets die Kinder, gegenüber denen wir die Verantwortung haben die Welt in Frieden, Freiheit und Vielfalt zu erhalten. Aus diesem Grund hat Paulines Familie sich für den Namen ihres Vereins entschieden – denn „Dunua“ bedeutet „die Welt“… Ihr Ziel ist es zukünftig als Botschafter ihrer Kultur auch die Nachbarschaft daran teilhaben zu lassen – denn „die Welt ist eins, und wir alle sind ein Teil davon“…

01 / BerlinerStrasse_ Alltagsshopping im Brennpunktviertel…

02 / Das Café Rabie_ Nachbarschaftskultur zwischen Nostalgie und Existenz…

03 / Der Kiosk an der Ecke_ Zwischen Angst und Zuversicht…

Corona Diaries – Medienprojekt Wuppertal 2020

 

Während des ersten Lockdowns im Coronajahr 2020, beteiligten sich einige unserer Mitglieder am Projekt „Corona Diaries“.. . Junge Menschen dokumentierten ihren Alltag während der Krise…

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Während des AGORA Sommercamps 2021 begaben sich Makayabundo und Albanlieu (Loco Albano) – zwei junge Künstler, die selbst in der Szene aufgewachsen sind – mit ein paar Kids durch die „Brennpunktzone“ Oberbarmen. „Bewaffnet“ mit analogen Kameras „schossen“ sie auf friedvolle Weise zurück… um als Minderheit zu zeigen was die Mehrheit nicht sehen will;

Die Bilder zeigen eine ephemere Realität – eine Welt des Vorbeistreifenden,  Nicht-gesehen werden… Die Bilder zeigen auf nahezu poetische Weise eine Welt der Vernachlässigungen… der Isolation und Ausgrenzung… aber auch der verbleibenden Hoffnungen, Wünsche, Träume, Sehnsüchte… –

… aus grauen, ungesättigten und unperfekten Blickwinkeln junger „Nichtsnutze“.

Hoodshoot 2021 –  Du bist (auch) wo Du nicht bist…

 

Die jungen Strassenkids sind nicht überall gerne gesehen in Wuppertal; Noch zu frisch sind die Erinnerungen an die „Jugendgang“, die in den letzten Jahren durch offenen Drogenhandel, Randale und Überfälle zu oft in der Öffentlichkeit auffiel. – Die „andere Seite“ kennt kaum jemand, und warum sollte es jemanden auch interessieren? Vor Allem wenn man selbst auch noch direkt betroffen war von dem einen oder anderen Übergriff…

Was die Meisten vergessen;

Sehr viele Kids dieser Szene haben nie jemanden angegriffen, nie mit Drogen gedealt, und nie jemandem (ausser sich selbst vielleicht) geschädigt, und doch; Sie bekommen keine Jobs, keine Ausbildungsplätze, usw… Klaro; Wer würde denn jemanden einstellen und vertrauen, der keinen Schulabschluss hat, ungepflegt zum Vorstellungsgespräch kommt, und auch noch da lebt wo sich alle „jungen Nichtsnutze“ herumtreiben… Oberbarmen! – Klaro, oder nicht?

Die Familien der Kids können da oft nicht helfen, denn tatsächlich haben die Meisten erst eine Familie in ihrer Strassengang gefunden. – Tja; „Da beisst sich wohl die Ratte in den Schwanz“, wie man so schön sagt…

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